Fast jeder hat schon einmal Mauersegler bei der Jagd gesehen, sie oftmals irrtümlich für Schwalben gehalten und ihre Flugkünste bewundert. Schneller Flug, der plötzlich in eine enge Kurve übergeht und mit ein paar Flügelschlägen rasch nochmals die Geschwindigkeit erhöht – das schaffen nur wenige Vögel. Wahrscheinlich hat kaum einer der Beobachter sich darüber Gedanken gemacht, was diese Flugmanöver voraussetzen. Schliesslich sind es ja nur Vögel und die können sowas halt.
Auf Flugtagen zeigen Jagdflugzeuge bedeutend weniger spektakuläre Flugmanöver, sind aber durch ihre Größe und Lautstärke eben viel beeindruckender. Und haben am Ende keine einzige Fliege gefangen 😉
Bleiben wir lieber bei den Vögeln und lassen die Flugzeuge bei Seite. Also sollten wir uns die Unterschiede bei zwei Vogeltypen ansehen, die beide jagen und beide wahre Flugkünstler sind, sich aber deutlich – schon in der Flugsilhouette – unterscheiden. Der Mauersegler (wie auch die Schwalbe) mit seinem schlanken Körper und dem bei Bedarf stark zu verändernden Flügelprofils zum mehr nach hinten gebogenen Flügel ist für schnellen Flug und enge Wenden geradezu prädestiniert.
Diese Form des augenscheinlich gebogenen Flügels ermöglichen vielseitige Flugmanöver, da das Flügelprofil die unterschiedlichen Anströmungen bei der Jagd optimal unterstützt. Deshalb gibt es bei kurzzeitig hohen Geschwindigkeiten (bis 200 km/h) keine Probleme. Bereits Leonardo da Vinci hat sich deshalb mit der Geometrie des Flügels auseinandergesetzt und die Gebrüder Wright mussten feststellen, dass sie dringend das Querruder erfinden sollten.
Ein Falke wird im Angriffsflug genau so schnell wie ein Mauersegler (ca. 200 km/h) aber mit unterschiedlicher Technik. Der Falke im Sturzflug legt die Flügel an und steuert mit den leicht oder stärker gefächerten Schwanzfedern. Der Mauersegler legt die Flügel nicht an, sondern lässt die Flügel offen. Sein Sturzflug ist relativ kurz. Die aerodynamische Ausbildung der Flügel sorgt für einen verwirbelungsfreien Flug, d.h. es bilden sich an den Flügelenden keine störenden Luftströme, die die Flugstabilität beeinträchtigen könnten. Beim Flugzeug spricht man von Strömumgsabriss oder Turbulenz an der Tragflächenkante. Diese Form der Steuerung über die Flügel bzw. Flügelform lässt auch bei hoher Geschwindigkeit eine extreme Wendigkeit zu. Somit hat die Mücke keine Chance durch seitliches Ausweichen dem hungrigen Schnabel zu entgehen.
Vielen Beobachtern ist manchmal nicht bewusst, dass der Zick-Zackflug des Mauerseglers eigentlich nur das sichtbare Produkt des Flugs seiner für uns unsichtbaren Beute ist! Die Wendigkeit des Mauerseglers ist eine Fähigkeit die der Falke nicht erreichen kann. Seine Flügelform ist breiter angelegt als die des Mauerseglers und hat dadurch auch den höheren Auftrieb. Sie gehört bei den Greifvögeln jedoch immer noch zu den schmalsten Flügelformen. Der Falke jagt hauptsächlich fliegende Beute (Tauben) aber auch erdgebundene Beute (Mäuse). Dazu muss er auf der Stelle stehend, rüttelnd nach seiner Beute aus der Luft Ausschau halten können. Der Mauersegler ist dazu nicht in der Lage. Der Energieverbrauch wäre für solche Kunststückchen viel zu hoch, da genügend energiesparender Auftrieb nur bei entsprechender Geschwindigkeit erreicht wird. Das Element des Mauerseglers ist der Luftraum. Einen gemütichen Ast oder Turm wie ihn der Falke bevorzugt, braucht er nicht.
Der Falke geht, wenn er eine fliegende Beute erspäht hat, mit fast angelegten Flügeln in den kontrollierten Sturzflug über. Einmal sein Ziel anvisiert muss er auf dem eingeschlagenen Kurs bleiben, was der im Schwarm fliegenden Taube oftmals das Leben rettet weil der Falke ohne die Möglichkeit einer schnellen Kursänderung an ihr vorbei fliegt!
Der Mauersegler hat hier den Vorteil, dass er auf Grund der extremen Wendigkeit blitzschnell den Kurs ändern kann und die Beute im Schnabel hat. Schnelligkeit und hohe Wendigkeit sichern das Überleben.
Vor dem Abflug in den warmen Süden kann man die Vögel über der Stadt jagen sehen. Manchmal können aber auch Mauersegler in großen Höhen in der aufsteigenden Warmluft kreisen. Von der Warmluft nach oben getragen sind sie für das normale Auge kaum noch oder gar nicht auszumachen. Denken Sie daran, Sie nicht sehen heißt nicht, dass sie nicht da sind. Wenn Sie die hohen schrillen Schreie hören, dann freuen sie sich, denn dann ist wieder Sommer!
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